Chinchón ist eines der malerischsten und charakteristischsten Dörfer der Autonomen Region Madrid. Trotz seiner Lage ganz in der Nähe der Hauptstadt hat es seine Einzigartigkeit behalten. Die graubraune, graue und ockerfarbene Landschaft, seine Häuser, die sich wie Trauben an den Hügeln um den außergewöhnliche Plaza Mayor sammeln und seine verschlungenen Straßen erzählen das Leben und die Geschichte dieses Ortes.
Die Altstadt wurde im 1974 vom Ministerrat zum kunsthistorischen Denkmalkomplex erklärt. Dank dieser Anerkennung begann das Tourismus- und Hotelgewerbe in Chinchón zu wachsen und Chinchón wurde ein national und weltweit bekanntes Reiseziel.
Die erste vorgeschichtliche Überreste gehen auf dem Neolithikum zurück. In der Umgebung gibt es viele Höhle aus dieser Zeit. Die bekannteste ist die Cueva de la Mora. Im Cerro del Salitral wurden Überreste von einer ehemaligen iberischen Stadt und deren Nekropole entdeckt.
Während der römischen Herrschaft wurde Chinchón ein landwirtschaftliches Dorf und nahm ihre Zivilisation, Gesetze und Sitten an. Einige Daten zeigen die Entdeckung eines römischen Grabsteins, der im 17. Jahrhundert als Türsturz eines Hauses der Plaza Mayor diente.
Später kam die islamische Eroberung, in deren Zuge Chinchón drei Jahrhunderte den Arabern unterworfen war und zum Königreich Toledo gehörte. Mit der Eroberung im Jahre 1060 durch Ferdinand I., der Große, und der späteren Wiedereroberung seitens Alfons VI. im Jahre 1083 lag das wieder außerhalb der muselmanischen Einflussgebiete und unterstand dem Rat von Segovia.
Im 15. Jahrhundert, unter der Herrschaft von Johann II. von Kastilien, erschien das erste historische Dokument der Geschichte von Chinchón, das heute im Historischen Archiv der Stadt aufbewahrt wird.
Obwohl Chinchón der Rang "Villa" (Dorf) bereits von seinem Nachfolger Heinrich IV. gewährt wurde, fand die wichtigste Veränderung im Jahre 1480 statt. Zu dieser Zeit schenkten die Katholische Könige den Markgrafen von Moya, Andrés Cabrera und Beatriz de Bobadilla, zum Dank für ihre treuen Dienste gegen Johanna von Kastilien ("la Beltraneja"), die um das Königreich von Kastilien kämpfte, die Herrschaft von Chinchón.
Zwischen den Jahren 1494 und 1499 kamen die Katholische Könige mindestens fünf Mal nach Chinchón um ihre treuen Gefolgsleute zu besuchen.
Am 15. September 1502, besuchten Johanna und Philipp I. der Schöne Chinchón und übernachten im Palast der Markgrafen, der im Erbfolgekrieg zerstört wurde. Der Palast befand sich an der Stelle, wo das heutige Theater "Lope de Vega" liegt.
Karl V. erhob das Gebiet um Chinchón zur Grafschaft und gab sie im 1520 Fernando de Cabrera y Bobadilla zum erblichen Lehen. Er war der zweite Sohn und Erbe der Markgrafen und wurde somit der erste Graf von Chinchón.
Sein Enkel, Diego Fernández de Cabrera y Bobadilla, III. Graf von Chinchón, diente dem König Philipp II. Während dieser Zeit nahm er den Wiederaufbau der Burg der Grafen, die im Comuneros-Aufstand zerstört wurde, in die Hand. Im Jahr 1586 leistete der Graf einen finanziellen Beitrag, um den Bau der großen Kapelle der Kirche "Nuestra Señora de la Asunción" zu beenden. Dazu wurden die besten Architekten, die beim Bau von El Escorial mitarbeiteten, hergebracht. Im Eintausch dagegen wurde ihm und seinen Nachfolgern eine Krypta gewidmet, die sich unter dem heutigen Hochaltar befindet. In dieser Zeit begannen auch die Vorbereitungen zur Gründung des Klosters der M.M. Clarisas, allerdings wurde das Kloster erst im Jahr 1653 vom fünften Graf von Chinchón endgültig gegründet.
In der Geschichte der ersten Grafen von Chinchón, ist Francisca Enríquez de Rivera erwähnenswert. Sie war die zweite Frau des vierten Grafen von Chinchón, der von Philipp IV. zum Vizekönig von Peru ernannt wurde. Im Jahr 1629 übernahmen sie dieses Vizekönigreich. Kurz nach ihrer Ankunft in Lima fing die Gräfin an, sich sehr schlecht zu fühlen. Sie hatte hohes Fieber, das anscheinend lebensgefährlich war. Der Landvogt von Loja, der auch darunter gelitten hatte, wurde mit einem Extrakt aus Baumrinde geheilt, den er von einem Einheimischen der indigenen Bevölkerung erhalten hatte, was er sofort der Gräfin meldete. Dieser Extrakt war die Chinarinde. Die Gräfin war am fünften Tag, nachdem sie die Chinarinde genommen hatte, geheilt. Nach der Heilung befahl die Gräfin, große Mengen dieser Rinde zu sammeln, und sie selbst verteilte sie unter vielen Kranken. Die Geheilten gaben der Chinarinde daher den Namen "Gräfinpulver". Die Gräfin schickte die Rinde mit Hilfe der Jesuiten ebenfalls nach Europa. Die spanischen Galeonen brachten große Mengen Chinarinde in alle Teile Europas. Der Gattungsname der Chinarinde ist "Cinchona".
Anfang 18. Jahrhundert wurde Chinchón zu einem der wichtigsten Szenerien der Epoche. Während des Erbfolgekriegs blieb das Volk dem König Philipp V. treu. Es versorgte den König mit genügend Waffen für die Kämpfe und weigerte sich, den Truppen von Erzherzog Karl Getreide zu verkaufen. Die Nacht vom 25. Februar 1706 verbrachte der König in dem Haus, das heute als "Casa de la Cadena" (Kettenhaus) bekannt ist. Traditionell wurde als Zeichen, dass ein König in einem Haus übernachtet hatte, dort eine Kette aufgehängt. Am 3. August desselben Jahres wurde Felipe V am Plaza Mayor der Stadt als König gefeiert.
Acht Tage später wurde Chinchón von den Truppen von Erzherzog Karl ausgeraubt und geplündert. Erzherzog Karl hatte diese Tage im Augustinerkonvent verbracht, das heute als Hotel für Touristen dient.
Philipp V. vergaß nie die während des Krieges bewiesene Treue des Dorfes. Zu dieser Zeit gehörte die Grafschaft von Chinchón seinem Sohn Philipp de Borbón y Farnesio und im Jahr 1739 gewährte der König Chinchón den Titel "LA MUY NOBLE Y MUY LEAL" (sehr adelig und sehr loyal), der im unteren Teil des Stadtwappens zu lesen ist. Im 1761 verkaufte Philipp de Borbón y Farnesio die Grafschaft an seinen Bruder Luis Antonio Jaime de Borbón, der auf das Priestertum und das Erzbistum Toledo verzichtete und im Jahr 1778 María Teresa de Vallábriga heiratete. Wegen dieser Ehe wurde ihm die Aufenthalt im Madrid und die Nutzung des Nachnamens Borbón verboten. Später wurde der Titel von seinem Sohn, Luis Mª de Borbón wieder übernommen.
Karl IV. kümmerte sich um seine Erziehung und die seiner Schwestern. Luis María de Borbón y Vallabriga wurde 1799 zum Priester geweiht und später zum Erzbischof von Sevilla und Toledo erhoben. Er verzichtete auf die Grafschaft zugunsten seiner Schwester Mª Teresa de Borbón y Vallábriga, die berühmte Gräfin von Chinchón, die sämtliche Titel und den Nachnamen Borbón nach ihrer Eheschließung mit Godoy im Jahre 1797 wiedererlangte. Die Gräfin war seit ihrer Kindheit mit Goya bekannt und wurde von diesem sehr geschätzt und wiederholt von ihm porträtiert. Luis Antonio Jaime de Borbón war ein großer Gönner von Goya und dank ihm wurde Goyas Bruder Camilo Kaplan der Kirche Nuestra Señora de la Asunción (damals Nuestra Señora de la Piedad genannt). Nach dem Brand der Kirche im Unabhängigkeitskrieg und auf Wunsch seines Bruders malte Goya "die Mariä Himmelfahrt", um die Schäden im Inneren der Kirche zu verdecken. Die Malerei ist heute auf dem Hochaltar zu bewundern.
Während des Unabhängigkeitskrieges wurden am Montag, den 27. Dezember 1808 vier französische Soldaten von Chinchons Leuten umgebracht. Zwei Tage später überfielen die französischen Truppen Chinchón. Die Belagerung dauerte drei Tage, in denen zahlreiche Gebäude geplündert und in Brand gesetzt wurden, darunter die Kirche Nuestra Señora de Gracia mit ihrem Archiv und Dokumenten, die Kirche des Augustinerkonvents (heutige Kapelle von Nuestra Señora del Rosario) und das Rathaus. 86 Einwohner von Chinchón kamen uns Leben. Einige wurden in der Stadt hingerichtet und andere fanden den Tod auf der Flucht nach Aranjuez, wo sich das Hauptquartier der Franzosen befand. Da Goya lange Zeit in Chinchón verbrachte, war er direkter Zeuge dieses Massakers und drückte es in seiner Folge von Grafiken "Desastres de la guerra" (Die Schrecken des Krieges) aus. Auf der Rückseite der Grafik Nr. 37 steht "Der von Chinchón" geschrieben.
Chinchón wurde gemäß der von Javier de Burgos ausgearbeiteten Verwaltungsgliederung im 1833 definitiv der Provinz Madrid zugeordnet. Ein Jahr später wurde Chinchón Sitz des Gerichts der südlichen Region von Madrid. Im Jahr 1845 wurde in Chinchón die "Sociedad de Cosecheros" (Erntegesellschaft) gegründet. Zur Gesellschaft gehörten sämtliche Nachbarn, die Wein, Essig und Branntwein herstellten. Der Gesellschaft wurden aufgrund der Qualität ihrer Produkte Preise und Auszeichnungen verliehen. Unter anderem gewann der Ort bei der Weltausstellung in Paris 1889 ein Ehrendiplom und 1990 eine Goldmedaille für seinen Branntwein. Die regierende Königin María Cristina von Spanien verlieh der Gesellschaft den Titel von "Lieferant des Königshauses".
Diese Gesellschaft war eine vorbildliche Einrichtung und trieb viele Verbesserungen in der Stadt voran. Unter anderen sind der Bau des heutigen Theaters, die Umgestaltung des Plaza Mayor zur Stierkampfarena, der Wiederaufbau des Torre del reloj (Uhrturms), der Zuschuss für die Eisenbahn, Brunnen mit Trinkwasser und die Straßenbeleuchtung nennenswert.
Die besondere Treue von Chinchón zum Königshaus und seine landwirtschaftliche Entwicklung wurden in Jahrhundert vom König Alfons XIII anerkannt und er verlieh Chinchón im Jahr 1916 den Titel der STADT und zehn Jahre später wurde der Gemeindeverwaltung der Titel EXZELLENZ gewährt.
Während des Bürgerkrieges gehörte Chinchón, wie das gesamte Gebiet südlich von Madrid, zur republikanischen Seite. Neben dem Fluss Jarama, in der Nähe von Chinchón, fand die Schlacht von Jarama, eine der wichtigsten Schlachten des Krieges, statt. Dieses unglückliche Ereignis betraf auch die Bevölkerung von Chinchón.
Die Altstadt wurde im 1974, vom Ministerrat zum kunsthistorischen Denkmalkomplex erklärt. Dank dieser Anerkennung begann das Tourismus- und Hotelgewerbe in Chinchón großen Erfolg zu haben und Chinchón wurde ein national und weltweit bekanntes Reiseziel.